Früher, als ich noch sehr jung war, da waren sie für mich die Allergrößten: Verbrecher. So richtige Bösewichter mit Schiebermütze, Unterhemd, fiesen Tatoos und Zigarrenstummel im Mundwinkel, die ihr Dasein, wenn sie nicht gerade ein paar Jährchen absaßen, natürlich in den Verbrechervierteln finsterer Großstädte fristeten. Leider zwangen mir meine obrigkeitshörigen Eltern nicht nur ihren erzkonservativen Dresscode (Unterhemd nur unter dem Hemd, Pudelmütze, Cordhosen und ganz bestimmt keine Zigarren, Dietriche oder Waffen!) auf, sondern liessen auch bei der Auswahl ihrer Wohnorte keinerlei Mitwirkung meinerseits zu. Ich fand mich also mindestens bis zum vollendeten 18. Lebensjahr an einen langweiligen, bayerischen Stadtrand, fernab von jeglichen finsteren Machenschaften (sofern man nicht dem Stadtrat angehörte) verdammt.
Sie sehen, ich hatte eine ausgesprochen schwere Kindheit. Ich konnte ja praktisch gar nicht anders, als irgendwann im Verbrecherviertel zu landen!
Eigentlich hatte ich meine kindlichen Träume, zum Beispiel, ein einziges Mal der “Polente” mitteilen zu dürfen, wir bräuchten hier keine Schnüffler, oder vom Kommissar bei einer Gegenüberstellung mit den schlimmsten Schuften der Stadt (“wir haben alle Verbrecherviertel durchkämmt, Herr Kommissar!”) persönlich begrüsst zu werden, längst vergessen und mich auf eine langweilige. bürgerliche Existenz eingestellt, als alles ganz anders kam…